Hintergrund

Die Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, dass das Bildungssystem in Baden-Württemberg grundlegende Probleme hat. Woher kommen diese Probleme und wie kann man sie lösen? Das muss offen diskutiert werden. Es darf keine Tabuthemen geben. Auch die  grundlegenden Strukturen des Bildungswesens müssen geprüft werden. Alle gesellschaftlichen Gruppen müssen bei dieser Prüfung aktiv beteiligt werden. Nur so können echte und nachhaltige Lösungen gefunden werden.

Was läuft falsch?

  • Die Ergebnisse von Bildung sind sehr uneinheitlich, auch wegen zu großen pädagogischen Freiheiten.
  • In vielen Bereichen fehlen Mindeststandards (Lehrerausbildung, Lehrmethoden, Lehrmaterialien etc.).
  • Kommunen haben eine stark unterschiedliche Ausstattung und Infrastruktur.
  • Verwaltung und Zuständigkeiten im Bildungswesen sind komplex gewachsen und für Außenstehende undurchsichtig.

 

corona

Unser Zeugnis für das Bildungssystem in Baden-Württemberg

Zeugnis Bildungssystem Baden-Württemberg

Warum läuft es schief?

  • Politik und Behörden sind nicht unabhängig.
    • Die Schulverwaltung müsste sich selbst in Frage stellen, wenn die Struktur geändert werden sollte.
    • Kultuspolitik ist immer vom Wissenschafts- und Finanzministerium direkt abhängig.
    • „Schulpolitik“ ist immer abhängig von Parteipolitik und verändert sich im ungünstigen Fall alle 5 Jahre.
    • Ausstattung der Schulen ist Sache der Schulträger und damit in der Regel Kommunalpolitik.
  • Viele gesellschaftliche Gruppen finden kaum Gehör und sind nicht in Gremien vertreten.
  • Mitarbeitenden in Behörden fehlt der Bezug zur Bevölkerung. Mitarbeitende in Behörden  stammen häufig aus der besser verdienenden Mittel- und Oberschicht. Es gibt keine Prozesse, die andere gesellschaftliche Gruppen in Gestaltung und Entscheidungen einbeziehen.
  • Reformprozesse sind langwierig, die Welt verändert sich in wesentlich kürzerer Zeit als selbst Kleinigkeiten im Bildungssystem angepasst werden. Das Schulsystem ist damit von der Geschwindigkeit der Veränderung der realen Verhältnisse vollständig abgehängt.
genervt

Mangelhafte Beteiligung und keine Bereitschaft für Veränderung

Von den Verantwortlichen werden diese Probleme kaum wahrgenommen. Das System wird dazu immer komplexer und weniger transparent. Bürgerinnen und Bürger möchten heute nicht mehr in altmodischer Weise regiert werden. Sie möchten beteiligt werden, was in der Politik passiert. Die Landesregierung setzt deswegen vermehrt auf „dialogische Beteiligung in allen gesellschaftlichen Bereichen“. Doch diese Ansätze gehen längst noch nicht weit genug.

Bei allen Überlegungen müssen die Bedarfe der Schülerinnen und Schüler und ihrer Eltern im Zentrum stehen. Lobbygruppen im politischen System und aus der Arbeitswelt müssen dahinter anstehen.

Im Schulgesetz sind zwar Gremien zur Beratung vorgesehen. Sie sind können aufgrund ihrer Funktion und Zusammensetzung aktuell aber nicht wirkungsvoll an der Gestaltung teilnehmen. Stattdessen werden sie vorwiegend als Aushängeschild benutzt, um Entscheidungen scheinbar zu legitimieren.

Wir sind nicht einig damit, dass keine Strukturdebatten geführt werden! In einer Zeit extrem dynamischer Veränderungen darf es keinen Stillstand von 5 Jahren geben. Bildungskonzepte und Strukturen müssen laufend geprüft und weiterentwickelt werden.

Strukturdebatte

Ziel des Landesbildungsbeirats

Aktuell stehen die Interessen derer im Vordergrund, die das Bildungssystem betreiben. Die echten Bedarfe der „Kunden“ des Bildungssystems müssen dahinter anstehen. Aus dieser Erfahrung heraus gründet sich der Landesbildungsrat; er

  • ist jederzeit offen für Debatten über Strukturen
  • möchte einen gesellschaftlichen Austausch anstoßen und ermöglichen, wie die Schule in der Zukunft besser wird
  • versteht sich als unabhängiger und weltanschaulich neutraler Partner für die Durchsetzung der Bildungsinteressen aller Bürgerinnen und Bürger und insbesondere der Heranwachsenden
  • beteiligt sich aktiv an der Meinungsbildung von Entscheidungsträgern und fördert das bürgerschaftliche Engagement zugunsten gemeinnütziger Zwecke bspw. durch die Veranstaltung von Bürgerforen
  • führt professionell geführte Kurse und moderierte Debatten ggf. auch über eine tiefgreifende Neustrukturierung des Bildungssystems durch und treibt diese dann auch voran
  • nutzt demokratische Verfahren wie Bürgerräte auch mit dem Ziel eines Volksbegehrens, um unabhängig von Lobbygruppen und politischen Parteien kurz- und mittelfristig Ziele erreichen zu können
  • führt repräsentative Umfragen und Podiumsdiskussionen zu Bildungsfragen durch
  • setzt auf jedes Kind jeglicher Herkunft mit dem Ziel, jedes Kind seinen individuellen Möglichkeiten entsprechend zu fordern und zu fördern, um für sich selbst reflektiert Entscheidungen treffen und für andere Menschen Verantwortung übernehmen zu können
  • fordert bildungsgerechte Rahmenbedingungen für alle Kinder, um Chancengleichheit aller im Bildungssystem zu erreichen; hierzu müssen im Bildungssystem aktiv-kompensatorische Elemente zur Verringerung von Herkunftseinflüssen installiert werden