Umfragen

Der Landesbildungsrat hat in der Zeit vom 30.01.2024 bis 18.02.2024 etwa viereinhalbtausend Grundschuleltern in Baden-Württemberg
zum Thema

„Beurteilung des Grundschulsituation für Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg“

befragt. Von den 4.669 per Online-Fragebogen (der per E-Mail verteilt wurde) befragten Eltern von mindestens einem Grundschulkind beantworteten 3.548 Eltern den Fragebogen vollständig, was einer Rücklaufquote von ca. 76 Prozent entspricht.

Hinsichtlich der Repräsentativität und Plausibilität der Antworten wurde das Sample auf die Geschlechtsverteilung (weiblich 57 Prozent/männlich 43 Prozent der Antwortenden), der Verteilung auf die verschiedenen Schularten und die Verteilung auf städtische und ländliche Bereiche in Baden-
Württemberg überprüft. Hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsstruktur, der Wohnortverteilung, der Zuordnung von Alter und Schularten sowie der Größe des Samples kann deshalb von einer repräsentativen Umfrage gesprochen werden.

Wenn im Folgenden von „den Befragten“ gesprochen/geschrieben wird, dann sind die Befragten in der Umfrage gemeint, die daran teilgenommen haben, also die beantworteten „Rückläufer“ der Umfrage.

Die Ergebnisse im Detail:

Aus den Antworten der befragten Eltern von Grundschülerinnen und Grundschülern geht eindeutig hervor, dass die Eltern von den Schulen Transparenz, umfangreiche Information und die Nachvollziehbarkeit der Bildung ihrer Kinder erwarten. Nur ein Fünftel (21 Prozent) sieht aber die Eltern bei der Wissensvermittlung auch an Grundschulen in der Pflicht. Mehr als 60 Prozent meinen, dass Wissensvermittlung Aufgabe der Lehrkräfte ist und
Eltern sich dabei raushalten sollten. Dabei fühlen sich nur ganz wenige Eltern (7,2 Prozent der Befragten) kompetent genug, um ihre Kinder durchgehend bei ihrem Schul-„weg“ zu unterstützen.

Die fehlende Zeit ist nach Ansicht von fast der Hälfte der befragten Eltern die Hauptursache dafür, dass die an für sich gewünschte Unterstützung nicht stattfinden kann. Mehr als die Hälfte der Befragten fehlt die Zeit, um die Kinder regelmäßig für den Unterricht in der Schule zu unterstützen, obwohl eine ähnlich hohe Zahl der Befragten eigentlich der Ansicht ist, dass Eltern ihre Kinder regelmäßig bei den Hausaufgaben unterstützen sollten. Über 62 Prozent der Befragten fühlen sich von den Lehrkräften ausreichend über den Leistungsstand ihres Kindes informiert. Fast 40 Prozent sehen das nicht so. Gleichwohl sind fast 90 Prozent der Befragten der Ansicht, den Leistungsstand beurteilen zu können und zwar wesentlich mehr als die Zahl derjenigen, die sich von den Lehrkräften ausreichend darüber informiert fühlt. (Nicht abgefragt wurde, aufgrund welcher Beurteilungsgrundlage Eltern ihre Kinder beurteilen können, die sich NICHT ausreichend von den Lehrkräften informiert fühlen. Denn keiner der Befragten kann ja das Erscheinungs- und Leistungsbild seines Kindes im Unterricht kennen!)

Diese Überzeugung der eigenen Beurteilungsfähigkeit gewinnt in der Frage der weiterführenden Schule für das Kind an Bedeutung: Wer soll über die weiterführende Schule entscheiden? Über zwei Drittel der Eltern wollen zwar eine Empfehlung von Lehrkräften für ihre Entscheidung, entscheiden aber wollen sie alleine. Eine verbindliche Grundschulempfehlung wird von über 73 Prozent der befragten Eltern abgelehnt. Klare Vorstellungen haben Eltern für die optimale Klassengröße in den Grundschulen: Bei mehr als der Hälfte (55,9 %) der befragten Eltern sind die Kinder in Klassengrößen zwischen 15
und 19 Kindern untergebracht, bei 86,2 Prozent beträgt die Klassengröße zwischen 15 und 25 Kindern, lediglich bei sechs Prozent liegen die Klassengrößen zwischen 26 und über 30 Kindern/Klasse.

Dieser Zustand wird von den Eltern als nicht befriedigend erachtet: 70 Prozent sind der Ansicht, die Klassengröße ihrer Kinder sei zu groß, immerhin ein Viertel sind der Ansicht, die Klassengröße sei genau richtig so. Nur 2,5 (!) Prozent erachten sich als nicht in der Lage, dies zu beurteilen. Die aus Elternsicht „ideale“ Klassengröße bewegt sich zwischen 13 und 16 Kindern für eine Grundschulklasse.

Einschulung und Sprachtest:

Über 80 Prozent der Befragten hält zu Schulbeginn einen Sprech- und Rechentest für unerlässlich und nahezu identisch ist dazu auch der Prozentsatz der Befragten, die der Ansicht sind, dass bei festgestellten Mängeln Fördermaßnahmen verbindlich festgelegt werden müssen. Integration nicht-deutschsprachiger Kinder: Sehr unterschiedlich fällt die Reaktion der befragten Eltern auf die wachsende Zahl nichtdeutschsprachiger
Kinder in den Grundschulen aus: Nur knapp 13 Prozent sehen dadurch das Lernniveau negativ beeinträchtigt, über 41 Prozent sehen das nicht so, mehr als 33 Prozent sind sich bei dieser Frage unsicher (teils/teils) und fast 12 Prozent haben dazu keine Meinung. Allerdings befürworten über 84 Prozent der befragten Eltern, die Eingliederung in den normalen Unterricht von einer Sprachprüfung für nicht-deutschsprachige Kinder abhängig zu machen. Über 72 Prozent sind dabei für einen Förderunterricht bei fehlender Sprachkompetenz oder einen Intensivkurs „Deutsch“. Nur 5,9 Prozent sind der Ansicht, dass die fehlende Sprachkompetenz im Rahmen des normalen Unterrichts erlangt werden kann.

Stress und Unterrichtsorganisation:

Für etwas mehr als 10 Prozent ist der Grundschulunterricht stressfrei. Mehr als 70 Prozent sehen das genaue Gegenteil. Unterrichtsausfall ist auch an Grundschulen ein großes Thema: Bei lediglich 11 Prozent fällt der Unterricht selten aus, bei mehr als 71 Prozent ist das nicht der Fall.
Unterrichtsorganisation: Für 54 Prozent der Befragten werden ihre Kinder nicht ausreichend ihren Fähigkeiten gemäß gefördert. Etwa 37 Prozent der Befragten sehen das anders. Nach Ansicht von fast der Hälfte der Befragten (=47 %) sollte mehr als eine Lehrkraft in einer Grundschulklasse
unterrichten, für fast 38 Prozent ist nur eine Lehrkraft in der Klasse kein Problem. Regelmäßig zwei Lehrkräfte in einer Schule gemeinsam (Teamteaching) halten über die Hälfte der Befragten für richtig, nochmal über 23 Prozent finden das zum Teil gut und nur rund 10 Prozent
lehnen „Teamteaching“ für ihre Kinder ab. Teamteaching sollte dabei nach fast 60 Prozent der Befragten vor allem zugunsten der lernschwachen Kinder eingesetzt werden, um deren „Lücken“ zu füllen. 37 Prozent können sich diese Doppel-Funktion auch für die Förderung von lernstarken Kindern
vorstellen. Das Problem der Sprachförderung (Frage 19) könnte für 60 Prozent der Befragten ebenfalls über das Teamteaching gelöst werden.

Die Umfrage mit allen Fragen und Antworten gibt es auf Wunsch digital. Außerdem gibt es eine detaillierte Zusammenfassung aller Fragen und Antworten zur Erhebung als PDF-Dokument. (Darin weitere Themenbereiche zu Fragen zur Hausaufgabenbetreuung, Schulessen und Lernentwicklungsstörungen)

Presse

Unterstützung Bildungsinitiativen

Wir unterstützen Bildungsinitiativen in Baden-Württemberg bei der Umsetzung demokratischer Beteiligungsverfahren. Aktuell sind wir postalische Sammelstelle für den Volksantrag der Initiative „G9 jetzt BW“ https://g9-jetzt-bw.de und die Initiative „Gute Schule jetzt!“.